Wo bekomme ich eine Abtreibung?

Die letzte Klientin fand sich wieder in einer prekären Situation, ihr Partner hatte sie mit einem zwölf Monate alten Baby sitzenlassen. Ohne Unterstützung in der Familie und in einem anstrengenden Managerjob sieht sie einfach keinen Weg, wie sie noch ein weiteres Baby bekommen und aufziehen könnte.

Solche und ähnliche Anfragen haben wir täglich. Stellt euch vor, die einzige Anlaufstelle wäre die Abtreibungsklinik! Diese Lücke zu schließen, ist unsere Aufgabe. Wir wollen allen schwangeren Frauen in unserem Einsatzland eine Anlaufstelle bieten, wo sie sich in einem geschützten Rahmen angehört und verstanden fühlen können und wo sie Informationen erhalten über alle ihre Optionen - und das ohne Druck und Verurteilung.

Etwas zum Hintergrund:

Hier gibt es keine Beratungsstellen wie in Deutschland. Abtreibung ist legal bis zur Geburt, genauer gesagt: grundlos bis zur 20. Schwangerschaftswoche, ohne Überweisung, ohne jegliche Hürden. Niemand fragt nach den Gründen oder: „Hast du dir das gut überlegt?“, „Wirst du von jemandem bedrängt?“, „Brauchst du Hilfe?“ Ab der 21. Woche (Anfang des 6. Monats) müssen zwei Mediziner die Spätabtreibung für gerechtfertigt halten und den „Eingriff“ genehmigen; die Vorschriften dazu sind sehr schwammig und lassen viel Raum für Interpretation. Die Abtreibungsrate ist sehr hoch. Hier wollte die Gründerin eine Alternative bieten, die den Frauen und Paaren liebevoll begegnet; vor knapp elf Jahren sind wir zum damals noch kleinen Team dazugestoßen.

Leider sind die Frauen hier in der Regel über Schwangerschaftsabbruch schlecht informiert; sie wissen nicht, was da körperlich und emotional auf sie zukommt. So hören wir nicht nur zu, nehmen den Druck weg und bieten praktische Hilfe an; ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist, Information und Aufklärung über das Thema anzubieten. Ich (Rita) bin eine der Beraterinnen.

Wie findet man zu unserer Beratung? Mit dieser Frage und anderen Marketing-Details beschäftigt sich Marcus. Von Werbung und Website über Finanzen und Paragrafen bis hin zur IT hat er als Teil des Leitungsteams im Hintergrund viele Aufgaben. So kann jeder mit seinen Gaben dienen.

Aus dem kleinen Team von damals ist heute ein landesweiter Dienst geworden. Der Herr hat diese Arbeit so reich gesegnet, dass wir nur staunen können: Viele Tausende von Frauen haben hier schon Hilfe gefunden und viele Menschenleben sind gerettet worden.

Als wir uns vor elf Jahren aufmachten, hätten wir nicht zu träumen gewagt von dem, was bis heute entstanden ist und sich abzeichnet. Der Herr hat sich wirklich treu zu der Arbeit gestellt und zu uns als Familie – auch durch Menschen wie euch, die es uns ermöglichen, am anderen Ende der Welt dieses Angebot mitzugestalten. Ohne eure Segnungen, sei es im Gebet, durch Gaben oder Anteilnahme, ginge es nicht.

Zurück zu dem Fall von heute Morgen: Ich konnte mit der Frau ein echt gutes Gespräch führen, ganze zwei Stunden lang, weiß aber nicht, ob ich wieder von ihr höre und wie sie sich letzten Endes entscheidet. Oft hören wir von unseren Klientinnen nichts mehr und können sie nur dem Herrn anbefehlen; manchmal bekommen wir ganz überraschend Monate später eine Nachricht oder ein Foto zugeschickt – oder wir sehen im Supermarkt die Klientin mit Babyschale, das sind dann ganz besondere Momente. Für heute bin ich einfach dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, ihren Schmerz, die Scham und die Verzweiflung mitzutragen. Sie konnte sich ihre Ängste von der Seele reden und sie erlaubte mir, alle Optionen mit ihr durchzusprechen (Adoption, Abtreibung, Baby behalten) samt möglichen Auswirkungen. Beim Abschied war sie sehr dankbar und aus dem „Wie kriege ich eine Abtreibung?“ war ein „Ich überlege es mir noch mal“ geworden. Wieder wurde deutlich: Vom Kopf her sucht die Frau eine Abtreibung, im Herzen hat sie aber starke Zweifel. Angehört zu werden, den Druck loszuwerden und sich verstanden zu wissen – oft verändert das die Lage sehr.

Danke, dass du auf unsere Seite geklickt hast. Wir hoffen, dass es dich ermutigt, Menschen in Not zu begegnen, ihnen zuzuhören und die Liebe des Herrn weiterzutragen.