Was machst du hier eigentlich?

Seit Stunden waren wir auf der Hochebene zwischen Arequipa und Sicuani unterwegs. 4.300 Meter Höhe, dünne Luft, viele Kurven. Ich kniete im Mittelgang unseres Busses und wischte mal wieder Erbrochenes auf. „Was machst du hier eigentlich? Du hättest es in Deutschland so schön haben können.“ Es war einer dieser dunklen Gedanken, der mir während eines Ausflugs einige Wochen nach unserer Einreise durch den Kopf schoss.

Nach 8 Stunden endlich in Sicuani

Unser Bus hielt am Ortsrand. Keine 50 Meter die Böschung hinunter verlief ein kleiner Fluss, dort wollten wir einen Moment verschnaufen und etwas essen. Als wir gerade die Brötchen an die Kinder verteilt hatten, winkte uns der erste Polizist hektisch zu: Wir sollten sofort das Gelände verlassen! Kurze Zeit später waren es schon zehn, dazu ein wilder Mob von aufgebrachten Bürgern. Sie schrien, beschimpften uns, filmten mit Handykameras. So schnell wir konnten, brachten wir uns im Bus in Sicherheit. Unsere Fahrer mussten zum Verhör auf die Polizeistation. Nach wenigen Minuten war klar: Wir stecken in ernsten Schwierigkeiten. Was wurde uns vorgeworfen? Wir waren einfach nur ausgestiegen, doch das war verboten. Verzweiflung machte sich breit – und Ohnmacht.

Verhaftet

Während wir im Bus warteten, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Klaus-Dieter John, der Leiter unseres Hospitals, hatte mir noch vor der Abfahrt gesagt, dass wir ihm Bescheid geben sollten, falls es Probleme geben würde. Reisen waren während der Covid-Pandemie in Peru gänzlich untersagt; doch wir hatten eine Ausnahmegenehmigung des Polizeigenerals erhalten, da ich als Arzt dringend in Curahuasi mithelfen sollte, die Pandemie zu bekämpfen. Hastig wählte ich Klaus‘ Nummer. Es klingelte und klingelte … bis die Mailbox dranging. Enttäuscht legte ich auf. Wer könnte uns jetzt noch helfen?

Die Wendung

Wie durch ein Wunder waren wir wenig später frei! War das nur ein Zufall oder hatte Gott mit einem perfekten Timing alles von langer Hand eingefädelt? In Psalm 23,4b-5a lesen wir: „… dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde …“ Das haben wir in diesen gefährlichen Stunden in Sicuani
erlebt.

Mehr lesen?! Von der dramatischen Wendung erzählt das Kapitel „Über die Anden“ in unserem Buch „Angekommen in Peru“.

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