Warum direktes Vergeben meine Rettung war

Als ich 2012 im Zuge meiner Jüngerschaftsschule in Kapstadt war, habe ich durch ein krasses Erlebnis gelernt, Vergebung schnell auszusprechen.

Wir haben als Team in einem Township gewohnt. Ich war mit meiner Freundin auf dem Rückweg von einem Café, als ich brutal überfallen wurde. Wir hatten es zwar kommen sehen, aber keine Chance, es abzuwenden, denn es ging alles sehr schnell. Meine Freundin war von einem zweiten Mann abgedrängt worden und konnte nur beten, dass ich nicht auf offener Straße vergewaltigt werde. 30 Menschen standen um uns herum, schauten zu – und unternahmen nichts. Ich bin blutend, heulend und geschockt vom Tatort weggegangen!

Wozu war das gut, Gott?

Auf dem fünfminütigen Weg hatte ich den Eindruck, dass Gott von mir wollte, dass ich für die beiden Täter direkt Vergebung ausspreche; das tat ich auch. Ich wollte nicht fragen Warum, sondern Wozu. Vergebung war scheinbar das, was ich lernen sollte. Denn durch diese Situation hatte sich in unserem Team schlagartig etwas verändert. Wir konnten uns vergeben, weil wir sehen durften, dass Einheit und Vergebung wichtiger sind als alles andere.

In meinem weiteren Prozess der Heilung konnte ich auch den Menschen vergeben, die nur zugeschaut hatten. Leider sind solche Vorfälle in Kapstadt nicht ungewöhnlich; jeder ist froh, wenn er abends lebend und nicht vergewaltigt nach Hause kommt. Und falls man Hilfe leistet, läuft man Gefahr, selbst Opfer zu werden.

Neue Bedeutung von Vergebung

Ich habe in dieser Situation eingeübt, schnell zu vergeben, und auch, warum es wichtig ist, es zu leben. Jesus vergibt mir auch sofort, wenn ich Ihn darum bitte. Warum sollte ich meine Vergebung anderen gegenüber zurückhalten? Das bedeutet nicht, dass der Heilungsprozess abgekürzt wird, aber so gebe ich Gott die Möglichkeit, an meinem Herzen zu arbeiten und der Verbitterung keinen Raum zu lassen. Außerdem kann ich die Person, die mich verletzt hat (oder was auch immer passiert ist), frei geben, damit
Jesus an ihr arbeiten kann.

Die Menschen in dem Township habe ich in mein Herz geschlossen und den Rest meiner Zeit vor Ort sehr genossen, ohne Angst und ohne Verbitterung. Ehre sei Gott!

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