Vergeben – eine Entscheidung, die heilen hilft

Sylvain*, langjähriges und begeistertes Mitglied unserer Gemeinde in Douai, wollte sich, nun da er sein Geschäft aufgegeben hatte und in Rente gehen wollte, endlich von seiner Frau scheiden lassen. Florence* und er gingen früher einmal gemeinsam in die Gemeinde, die letzten 20 Jahre kam Sylvain nur noch allein. Ihre Ehe in ihrem großen, schönen Haus war zu einem trostlosen Nebeneinanderherleben geworden.

Wie viele Paare in ihrer Situation hatten sie sich damit arrangiert. Nun aber wollte Sylvain damit ein für alle Mal Schluss machen! Er wollte die Scheidung, sagte er mir, als wir gemeinsam sein Geschäft aufräumten. Noch an diesem Abend würde er es Florence sagen.

Beten in verschiedene Richtungen

Seine traurigen Lebensumstände kennend, konnte ich ihn gut verstehen. Ich sagte Sylvain, er solle gleich hier und mit mir in einem Gebet es Gott selber sagen. Es war ein verzweifeltes Gebet voller Tränen; das in meinem Herzen ging allerdings in eine ganz andere Richtung: gegenseitiges Vergeben, um anschließend gemeinsam Heilung zu finden. Wir sagten beide „Amen“, allerdings nicht zum selben Gebet. Sylvain erzählte ich damals nichts davon, er würde es schon selber mitbekommen.

Überraschung im Doppelpack

Überraschend bat Florence am folgenden Tag Imke um ein seelsorgerliches Gespräch. Über den Inhalt weiß ich persönlich nichts (Schweigepflicht!), kann es mir aber denken – jedenfalls, was Imkes Beitrag angeht.

Kurzum: Am folgenden Sonntag glaubten die Leute in der Gemeinde ihren Augen nicht – Sylvain und Florence kamen gemeinsam zur Tür herein! In ihren Gesichtern war den beiden eine große Erleichterung anzusehen. Sie hatten sich am Vorabend ausgesprochen und einander vergeben. In der Gegenwart Gottes suchten sie einen neuen Anfang. Ein erster, guter Schritt in die richtige Richtung.

Beide wollen nun an ihrer kaputten Beziehung arbeiten und machen dazu eine Paartherapie. Sie genießen sichtlich ihr neues, gemeinsames Erleben in der Gemeinde.

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