Studie zu Sexualerziehung
Eine kürzlich durchgeführte Studie (Letzel & Gouvernet) unter evangelikalen Jugendlichen in Frankreich befasste sich mit Sexualerziehung und Sexualität. Mehr als 2800 Teilnehmer im Alter von 18 bis 30 Jahren aus evangelikalen Gemeinden nahmen teil.
- Sexualität in der Partnerschaft: Die Mehrheit der Paare (85%) empfindet Geschlechtsverkehr als angenehm. Allerdings gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, da 81% der Frauen und 91% der Männer Freude am Sex empfinden.
- Sexualerziehung in Gemeinden: 57% der Befragten gaben an, dass sie in ihrer Gemeinde keine Sexualerziehung erhalten haben. Von denjenigen, die Aufklärung erhielten, waren 41% zufrieden, aber fast genauso viele waren unzufrieden mit der Häufigkeit. 57% waren zufrieden mit der Kompetenz der Referenten.
- Bedarf an Interventionen: 90% der befragten Frauen wünschten sich mehr Prävention gegen sexuelle Gewalt, im Vergleich zu 74,5% bei den Männern. Interesse bestand auch an Themen wie sexueller Lust (81,8%) und konkretem Geschlechtsverkehr (78,8%). Eine aktuelle Studie (Gouvernet & Letzel) deutete auf einen Zusammenhang zwischen fehlenden Antworten auf sexuelle Fragen und dem vermehrten Interesse an Pornografie bei Jugendlichen hin. 77% der befragten Frauen (77%) und 65,8% der befragten Männer wollten mehr über Genderfragen und sexuelle Orientierungen erfahren. Themen wie Respekt (36%) und theologische/moralische Aspekte (34%) schienen bereits ausreichend behandelt zu werden.
- Sexuelle Gewalt: Das Thema sexuelle Gewalt ist in den Gemeinden ein heikles Thema. 14,9% der Frauen und 1,7% der Männer in den Kirchen gaben an, bereits Vergewaltigungserfahrungen gemacht zu haben. Trotz der hohen Zahlen wurde das Thema in Gemeinden kaum angesprochen.
- Sexualität im Allgemeinen: Viele Befragte (61%) hatten Schuldgefühle in Bezug auf sexuelle Gedanken und Gefühle. 42% empfanden bestimmte Handlungen in sexuellen Situationen als moralisch falsch. Personen, die Schuldgefühle in Bezug auf Masturbation erlebten, waren auch in ihrer Partnerschaft unzufrieden.
42% der Befragten, die Geschlechtsverkehr hatten, waren nicht verheiratet. Von den Unverheirateten hatten 66% bereits Geschlechtsverkehr, und bei den Verlobten waren es 56%.
Nur 53% gaben an, dass ihre sexuellen Erfahrungen zu einem positiveren Selbstbild geführt haben.
Schlussfolgerung
Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigen deutlichen Handlungsbedarf:
- Es besteht ein deutliches Bedürfnis nach besserer Sexualerziehung in den Gemeinden.
- Angesichts hoher Raten sexueller Gewalt sollte das Thema Prävention verstärkt behandelt werden.
- Die Gemeinden müssen sich mit den Herausforderungen junger Menschen in Bezug auf Sex generell mehr auseinandersetzen.
- Der Diskurs über Sexualität sollte stärker auf die Förderung eines positiven sexuellen Selbstwertgefühls ausgerichtet sein.
Detaillierte Studien werden in den kommenden Monaten in Fachzeitschriften auf Französisch und Englisch veröffentlicht.