Mit Impuls ins Erwachsenenleben

Auch Juana erzählt von ihrem Lebensweg und wie sie im „Haus Sprungbrett“ ihrer Hoffnung für die Zukunft Form gibt, und nicht nur ihrer eigenen.

Unsere beiden eigenen Kinder sind eigentlich keine „Third Culture Kids“, denn Paola ist Bolivianerin; so wachsen sie, halb Schweizer, halb Bolivianer, in ihrer Kultur auf. Sicher spüren sie eine gewisse Spannung zwischen unseren Kulturen und wie ich (Christian) versuche, sie mit guten Aspekten der schweizerischen Kultur zu beeinflussen, wenn die bolivianischen Gewohnheiten zu wünschen übrig lassen. Doch fast nur ich sehe sie zwischen zwei Kulturen und mit anderen Perspektiven fürs Leben, als es in Bolivien Tradition ist. So ist diese Situation vor allem für mich eine Hilfe, im Vertrauen in Gott zu wachsen, um sie und ihren Platz im Leben und der Welt in Seine Hände zu befehlen.

Aymaras Geschichte

„Nach mehreren Jahren glücklicher Kindheit trennten sich meine Eltern plötzlich, seitdem lebte ich zwischen Mutter und Vater hin- und hergerissen.

Da es in meiner Stadt keinen Studiengang Sozialarbeit gibt, war ich ungewiss, wie es weitergehen sollte. Da erzählte mir die Leiterin eines christlichen Mittagstisches von einem Hilfsprojekt in Santa Cruz, dort könnte ich studieren. Ich war begeistert, aber auch misstrauisch.

Ich nahm Kontakt auf zu Schwester Paola. Sie und meine Mutter ermutigten mich, mein Vater willigte nur ungern ein und meine Verwandten unterstützten mich nicht. Es dauerte lange, aber am Ende hat Gott für alles gesorgt: Als meine Schwester und ich im Haus Sprungbrett ankamen, hatte ich nur 100 Bs (ca 15 Euro), doch schlief ich in dieser Nacht ohne Sorgen. Wir bekamen Unterstützung für unsere Ausgaben und Schwester Paola half mir, mich an einer Universität einzuschreiben. In den letzten Monaten fühlte ich mich einsam, obwohl ich nicht allein war; ich hatte großes Heimweh. Aber im Haus Sprungbrett gefällt mir, dass sie uns immer begleiten, dass sie immer mit uns reden und uns alles erklären; so erkannte ich, dass dies ein Prozess ist und dass ich nicht aufgeben darf. Durch eine Missionarin erfuhr ich von einem Heim für behinderte Kinder, dort wurde ich als Ersatzmutter eingestellt. Es ist eine schwere Arbeit, aber sie erfüllt mein Herz und ich sehe, wie Gott mich formt und auf das Leben vorbereitet.“

Die jungen Frauen kommen meist aus dem Kinderheim oder aus armen, zerrütteten Familien; deshalb sind sie noch sehr unreif und haben viel zu lernen. Doch staunen wir auch, wie Aymaras Herz für diese behinderten Kinder ihr physisch und emotional Kraft gibt für die schwierige Arbeit. Gott rüstet sie in ihrem Studium und ihrer Arbeit zu für ein Leben im Dienst an den oft versteckten und vergessenen behinderten Kindern in Bolivien.

Nun zu Juana:

„Mein Vater starb, als ich sieben war. Ich kam ins Kinderheim – meine Mutter musste arbeiten und meine Großmutter pflegen und konnte nicht noch nach uns fünf Kindern schauen. Mit 17 Jahren schloss ich die Schule ab und verließ das Heim in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Das Haus Sprungbrett in Santa Cruz nahm mich auf. Diese Unterstützung war eine wichtige Stütze in meinem Leben, um meine Träume zu verfolgen; so wagte ich den Schritt, meinen Traumberuf zu studieren: Systemtechnik. Haus Sprungbrett hat mir vom ersten Moment an sehr geholfen in der neuen Umgebung und Lebenssituation; es war auch ein echtes Sprungbrett für meinen Glauben an Gott und meine Beziehung zu Ihm. Das Projekt hat mir das Werkzeug, die Kraft und die Mittel gegeben, den Herausforderungen des Lebens mit einer neuen Perspektive zu begegnen. Heute, in meinem zweiten Studienjahr, bin ich dankbar und glücklich. Ich komme voran und träume davon, mein Studium abzuschließen und einmal anderen jungen Menschen solche Unterstützung zu geben, damit auch sie ihre Träume verwirklichen können.“

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Hinweis: Die Beiträge von Missionaren sind persönliche Zeilen und geben nicht notwendigerweise die Meinung der VDM wieder.

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