Loslassen. Und Gott vertrauen.

Es ist schon dunkel, als ich (Lena) mich an das Bett meines Teenagers setze. Der letzte Abend in der lieb gewonnenen, vor wenigen Jahren so fremden Kultur, liegt hinter ihm. Seine Freunde haben ihn längst verabschiedet, zum letzten Mal hat er auf dem Markt frischen Fisch gegessen, alle seine Habseligkeiten sorgfältig verstaut. Ich blicke mich in seinem kahlen Zimmer um. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass mein ältester Sohn schon mit 16 das Haus verlässt. Denn mir war von Anfang an klar: Sollten wir so lange in der Mission sein, dass eines unserer Kinder nicht mehr ausreichend beschult werden kann, packe ich meine Siebensachen und kehre nach Deutschland zurück. Ich würde keines meiner Kinder über 10.000 Kilometer entfernt allein zurücklassen!

Gott versorgt

Als Missionare sind wir uns der täglichen Abhängigkeit von Gott bewusst; unser Dienst wäre nicht möglich, wenn er uns nicht übernatürlich versorgen würde. Wir mussten noch keinen Tag hungern, unsere Kinder tragen vernünftige Kleidung und bisher konnten wir jede Rechnung bezahlen. Doch Versorgung geht weit darüber hinaus!

Während der Pandemie durfte ich unsere fünf Kinder über ein Jahr selbst unterrichten. Ich empfand das als ein großes Privileg. Gleichzeitig erdrückte mich beinahe die Last der Verantwortung, für die Bildung meiner Kinder selbst zuständig zu sein: Was, wenn ihnen wichtige Inhalte fehlen würden oder ich ihnen Zusammenhänge nicht gut genug
erklären könnte? Und wie immer, wenn ich frustriert bin, ging ich zu Jesus. Ich ließ ihn wissen, was ich von der ganzen Sache hielt: Was hatte er sich nur dabei gedacht, uns mit fünf Kindern in ein ressourcenärmeres Land in eine der ärmsten Regionen Südamerikas zu rufen?

Die Antwort kam direkt: „Es war für mich keine Überraschung, dass ihr fünf Kinder habt. Ich habe euch als Familie in die Mission berufen, nicht nur als Ehepaar. Und genauso, wie ich euren materiellen Mangel auffülle, werde ich auch derjenige sein, der sich um die Lücken der Kinder kümmert und sie auffüllt.“

Gott verändert Herzen

Diese Worte haben mich nachhaltig verändert: Ich vertraue Gott von ganzem Herzen. Er hat sich in den vielen Jahren, die ich mit ihm unterwegs bin, immer als vertrauenswürdiger Vater erwiesen. Kontrolle abgeben und Gott auch meine Kinder und deren Zukunft anzuvertrauen – an dieser Aufgabe kann ich noch wachsen. Auch wenn das bedeutet, meine Vorstellung davon loszulassen, wie die Bildung und persönliche Entwicklung meiner Kinder verlaufen.

Gebetsanliegen

  • Bitte betet um Gottes Versorgung für unsere Familie und das Team vor Ort.
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