Leben mit Behinderung im Slum

Oft wachsen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen auf, werden ausgegrenzt und die Gefahr von Missbrauch ist groß. Früh-förderung gibt es nicht, die medizinische Betreuung beschränkt sich im besten Fall auf das Nötigste. Therapieplätze (natürlich außerhalb des Slums) sind Mangelware, für Menschen aus dem Slum schwer erreichbar und sowieso unbezahlbar.

Da ist zum Beispiel der 6-jährige Junge mit Down-Syndrom. Seine Eltern arbeiten in Manila und haben ihn bei Verwandten zurückgelassen. Oft sehen wir ihn, wie er im Slum umherirrt, nackt und verdreckt, mit einem Nabelbruch, der schon längst hätte operiert werden müssen.

Vor einiger Zeit brachten wir einen gehörlosen Teenager zum Hörtest. Der Arzt war geschockt, als er erfuhr, dass dies der erste Hörtest des Jungen war. Sein Kommentar: „Das
Leben dieses Jungen hätte vermutlich ganz anders verlaufen können.“

Grenzen und Möglichkeiten

Als Team befinden wir uns in einem Spannungsfeld: Am liebsten würden wir alle diese Kinder in unsere Tagesbetreuung aufnehmen, weil wir wissen, was für einen großen Unter-
schied dies für die Zukunft der Kinder machen könnte. Aber wir stoßen immer wieder an unsere Grenzen und müssen regelmäßig Anfragen ablehnen.

Umso mehr freuen wir uns, wenn wir Kindern wie Marlon (6 Jahre, Name geändert) helfen können. Er wurde mit „offenem Rücken“ geboren und hat zahlreiche körperliche Einschränkungen. Die ersten 2 Jahre seines Lebens verbrachte Marlon auf dem Boden einer dunklen, kleinen Hütte – ohne Hilfsmittel, ohne Therapien, ohne Sozialkontakte. Wir waren geschockt über seine Situation und nahmen ihn in unsere Krippengruppe auf. Als er 3 Jahre alt war, fing Marlon auf einmal an zu lesen. Ich konnte es kaum glauben – er hatte sich selber das Lesen beigebracht! Mit 5 Jahren sprach er fließend Englisch.

Große Fortschritte durch Förderung


In unserem Zentrum hat Marlon viel von Gott gehört. Er hat Freunde gefunden und erfahren, dass er wertvoll und geliebt ist. Wir haben ihm einen Rollstuhl besorgt und er bekommt nach wie vor Physiotherapie. Inzwischen hat er große Fortschritte gemacht und es besteht sogar die Chance, dass er irgendwann mit Hilfsmitteln laufen kann. Vor Kurzem konnten wir ihn aus der Tagesbetreuung verabschieden. Nachdem er von einigen Schulen wegen seiner körperlichen Einschränkung abgelehnt wurde, kann er nun endlich in eine christliche Schule gehen. Wir freuen uns sehr für ihn! Was wäre wohl aus Marlon geworden, wenn Gott ihn nicht zu uns gebracht hätte?

Gebetsanliegen

Wir suchen dringend Therapeutinnen und Förderschullehrer, die im Rahmen eines Missionseinsatzes unsere
Arbeit kurzfristig unterstützen wollen.

Hinweis: Die Beiträge von Missionaren sind persönliche Zeilen und geben nicht notwendigerweise die Meinung der VDM wieder.

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