Hoffnungsschimmer nach 10 Jahren

Mittlerweise bin ich nun seit einem Jahr als Physiotherapeutin in Peru unterwegs und arbeite im Missionskrankenhaus Diospi Suyana. Seit ich hier bin, darf ich immer wieder aufs Neue erfahren, wie eng Freude und Leid beieinander liegen. Heute möchte ich Euch gerne von einer Patientin erzählen, deren Geschichte
mich sehr berührt hat:

An den Rollstuhl gefesselt

Mary hat vor zehn Jahren bei einem schweren Unfall beide Beine knieabwärts verloren. Die letzten zehn Jahre ist sie ohne jegliche medizinische Versorgung gewesen und hat
sich auf ihren Stümpfen vorwärtsbewegt. Mit Rollstuhl in Peru unterwegs zu sein, ist oft schwierig, da die meisten Wege dafür nicht ausgebaut sind.

Seit dem Unfall ist sie gequält von Traurigkeit und macht sich Vorwürfe: Was wäre, wenn … Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer kam sie zu uns ins Hospital. Die Anreise mit dem Bus dauerte neun Stunden. In Peru ist eine Prothesenversorgung nicht selbstverständlich: Die Patienten sind meist nicht darüber informiert und können diese Versorgung auch nicht bezahlen.

Schritte in die Selbstständigkeit

Bei uns konnten wir sie mit hochwertigen Prothesen versorgen und sie bei den Kosten unterstützen. Ich hatte das Privileg, sie nach zehn Jahren bei ihren ersten wackeligen
Schritten mit Stützen zu begleiten. Wir hatten beide Tränen in den Augen und es hat mich mit so viel Freude erfüllt zu sehen, wie Mary neue Lebensfreude und neuen Mut gefasst hat. Auch wenn es noch ein weiter Weg für sie ist, sind die ersten Schritte getan, um ihr ein selbstständigeres Leben zu ermöglichen. Diese kleinen besonderen Momente geben mir Kraft und Mut, meinen Weg hier weiter mit Gott zu gehen, und sie schenken mir Hoffnung auch in schwierigen Momenten. Besonders durch diese scheinbar kleinen Momente sehe ich meinen Platz hier immer wieder bestätigt.

„Mach uns bewusst, wie kurz das Leben ist, damit wir unsere Tage weise nutzen.“ (Ps 90,12)

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