Gute Nachrichten sind im Gefängnis selten …

… schlechte dagegen häufiger. Da werden Besuchszeiten von Familienangehörigen kurzfristig und unbegründet gestrichen, die erbetene Verlegung eines unbequemen Mithäftlings in der Zelle lässt unendlich auf sich warten, die wöchentliche Einkaufsliste im Knastladen (Kantinenliste) war mal wieder unvollständig, die versprochene Arbeit in der Küche oder Wäscherei wurde dennoch abgelehnt, der Anwalt oder Pflichtverteidiger antwortet einfach nicht auf die vielen Briefe, die Freundin oder Ehefrau draußen hat einen Neuen, es gibt ein Kontaktverbot mit seinen Kindern … 

Die Liste ließe sich noch um ein Vielfaches verlängern. Umso mehr freut es mich, dass ich jedes Mal mit einer wirklich guten Nachricht, dem Evangelium von Jesus Christus, zu ihnen kommen kann!

Selig sind die Sanftmütigen …

Im Französischen gibt es eine Redewendung, die übersetzt so viel heißt wie „Ein bisschen Sanftheit in diese rohe Welt hineintragen.“ Da ist der Rahmen eines Gefängnisses genau richtig! Und sagt nicht auch Jesus: „Selig sind die Sanftmütigen ...“ (Mt 5,5) Es sind nicht die Harten, die Starken und die, die sich für besonders schlau halten, die am besten durch die vielen Prüfungen des Lebens kommen, die die Last der Drohungen und der Gewalt am besten ertragen. Nein, es sind die Sanftmütigen. Dazu würde ich mich persönlich allerdings nicht zählen.

Das Evangelium als Lebenselixier

Aber gerade gestern wieder wurde mir von denen, die zum Gottesdienst im Gefängnis gekommen waren, gesagt, wie sehr sie diese besonderen, weil hoffnungsvollen, ermutigenden und heilenden Momente des gepredigten Evangeliums von Jesus Christus in ihre vielfach verhärteten Herzen und kaputten Seelen aufsögen wie ein kostbares Lebenselixier.

Ihr Fazit: „Olaf, Du hast es! Gibt uns mehr von diesem Jesus, der Dein Leben verändert hat. Bei Dir sehen wir, dass es sich nicht um bloßes frommes Gelaber handelt. Deine Botschaft von Jesus ist leidenschaftlich und ehrlich. Du glaubst wirklich, was Du da von Dir gibst, das können wir sehen. So kennen wir Dich. Wenn wir Dir zuhören, bringt dieser Jesus bei uns ganz tief drinnen die Sache wirklich auf den Punkt. Seine Botschaft macht tatsächlich Mut zur Veränderung!“

Meine Reaktion: „Okay, Jungs, dann lasst uns mal damit anfangen.“

Hinweis: Die Beiträge von Missionaren sind persönliche Zeilen und geben nicht notwendigerweise die Meinung der VDM wieder.

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