Große und kleine Hoffnung

Ich denke, dass es eine meiner Hauptaufgaben als Missionarin ist, Liebe und Hoffnung zu schenken. Ich darf lernen, dass Hoffnung oft anders aussieht, als ich es mir vorstelle. Oft ist es nur ein liebes Wort, ein Lächeln, ein Händedruck, eine Ermutigung oder einfach die Hoffnung auf gesundheitliche Unterstützung im Krankenhaus, wo ich als Physiotherapeutin arbeite, was in Peru nicht selbstverständlich ist.

Hoffnung im Alltag

Mein Patient Yail ist 13 Jahre alt. Er hat beim Klettern in den Bergen vor knapp einem Jahr einen schweren Unfall gehabt, wo er sich an beiden Beinen komplizierte Brüche zugezogen hat. Nach den ersten Operationen sah es eigentlich nach einem unkomplizierten Heilungsverlauf aus.

Yail und ich waren voller Hoffnung und Motivation, bald mit den ersten Gangübungen anfangen zu können. Als Ferntherapieziel und Herzenswunsch steht Fußballspielen ganz oben auf unserer Liste. Doch dann der unerwartete Schock: Beim Trümmerbruch im rechten Oberschenkel ist leider die Platte gebrochen und Yail muss sich einer weiteren Operation unterziehen. Ich war selbst so traurig und enttäuscht, dass es mir schwerfiel, ihn und auch mich selbst zu ermutigen.

Deine Güte, HERR, sei über uns, wie wir auf dich hoffen. (Ps 33,22)

Ich lerne gerade, dass Hoffnung auch Ausharren bedeutet und es normal ist, Rückschläge zu erleben. Mit Yail sieht die Hoffnung so aus: Wir arbeiten täglich gemeinsam
weiter, feiern die kleinen Erfolge (zum Beispiel mit Stützen zu gehen) und ich versuche, für ihn da zu sein bei Rückschlägen, wenn etwa die Wunde nachblutet. Dabei darf ich täglich durch Gebet erfahren, dass Gott allein der Grund meiner Kraft und Hoffnung ist und mich immer wieder so reich damit beschenkt, dass ich nichts weiter tun kann, als diese ganz natürlich weiterzugeben – im Moment besonders an Yail.

Und gleichzeitig denke ich, dass wir groß träumen und Gott um Hoffnung bitten dürfen. Im Fall von Yail bedeutet das, dass seine Knochen gut verheilen und er wieder wie
viele andere Jungs ganz unkompliziert Fußball spielen darf.

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