Gottesdienst als Lebensretter …

… Die Feuerwehr kommt in Windeseile und übernimmt das Kommando, „Alle raus!“ ist dabei die wichtigste Ansage. Die Straße, in der sich unsere Gemeinde befindet, wird sicherheitshalber komplett gesperrt. So langsam ist jedem klar: Gottesdienst können wir heute hier nicht mehr feiern.
Draußen treffen nach und nach immer mehr Einsatzkräfte ein. Die Polizei kommt dazu, der Entstörungsdienst des Gasversorgers ebenfalls. Fieberhaft wird überall im Gebäude nach dem Leck gesucht. Die Gaskonzentration ist, den Messwerten der Spezialgeräte der Feuerwehr nach, beängstigend hoch.
Mittlerweile hat die Feuerwehr so viele Einsatzkräfte vor Ort, dass parallel gearbeitet werden kann. Die Einsatzkräfte arbeiten sich im Gebäude vorsichtig weiter vor, in den oberen Etagen ist eine Service Wohnanlage für Senioren mit subsidiärem Hilfebedarf. Man hört weithin das lautstarke Klopfen an den Türen – Klingeln wäre zu gefährlich: Ein Funke und das Gebäude fliegt in die Luft …
Behutsam, aber bestimmt werden die Bewohner hinausgeführt, teilweise noch im Schlafanzug und sichtlich verwirrt – im JohannisZentrum wohnen meist pflegebedürftige und demente Menschen. Der Wärmebus vom DRK übernimmt vor der Tür ihre Versorgung und die Sozialarbeiter kümmern sich um eine Unterbringung für die Nacht.
Ja, sogar für die Nacht! Denn das große Gas-Leck, das am Sonntag, 14.01.2024 beinahe viele Menschen das Leben gekostet hätte, konnte zwar noch am selben Tag zunächst notdürftig abgedichtet werden, eine grundsätzliche Reparatur gelang jedoch so schnell nicht, so musste die Gas- und Stromversorgung über Nacht abgeschaltet bleiben.
Das Leck befand sich unter dem Gehweg vor dem Gebäude und hatte so das Gebäude selbst, aber auch das Erdreich unter dem Gehweg und der Straße immer weiter gefüllt mit Gas. Ein Mitarbeiter des Entstörungsdienstes sagte zwischendurch:
Gut, dass Sie heute früh hier waren – zwei Stunden später hätte es wahrscheinlich geknallt
Die 37 teils pflegebedürftigen und dementen Bewohner der Seniorenwohnanlage wurden kurzfristig in einem Klinikum in Bremen untergebracht und in einem Pflegeheim des Sozialwerks der Freien Christengemeinde Bremen e.V.; am Montag konnten alle wohlbehalten in ihre Wohnungen zurückkehren.
So wurde an diesem Tag sogar ein „nur geplanter“ Gottesdienst zum Lebensretter – mal anders, als wir es sonst so kennen.