Gott hat das letzte Wort
Was dann geschieht, ist unglaublich: Gott zeigt sich auf erstaunliche Weise und macht aus einem Skeptiker einen überzeugten Gottesmann.
Daran musste ich denken am 13. Dezember kurz vor Mitternacht, als ich die Intensivstation verließ.
Herzstillstand!
Es war Mittwochabend und ich lag schon im Bett, da rief die junge Assistenzärztin an: „Gerade wurde ein Patient mit sehr niedrigem Blutzucker bewusstlos eingeliefert!“
Im Hintergrund war eine Krankenschwester zu hören, sie rief um Hilfe. Ich war sofort hellwach! Ich brach das Gespräch ab und rannte los, ohne Socken in die Schuhe: „Ein Notfall, tschüss!“, und stolperte den steilen Trampelpfad zur Klinik hinunter direkt ins Notfallzimmer. Richtig: Herzstillstand!
Die Assistenzärztin tat, was sie konnte, um den Mann wiederzubeleben, und war sichtlich erleichtert, mich zu sehen. Kurz schildert sie: Der Mann kam bewusstlos an, dann war er plötzlich tot. Was genau passiert war, wusste keiner; wir haben es auch nie erfahren.
Ich intubierte den Patienten und beatmete ihn mit einem Beutel. Wir nahmen Blut ab und spritzten Glucose und Adrenalin – alles umsonst. Nach 30 Minuten erfolgloser Reanimation riefen wir unseren Ultraschallspezialisten John dazu, er hat viel Erfahrung mit Herzuntersuchungen; aber das Herz stand noch immer still. Mit jeder Minute schwand die Hoffnung, und das, obwohl wir sofort und effektiv angefangen hatten zu reanimieren. Auch die Laborwerte gaben keinen Grund zur Hoffnung: Mit pH-Wert 6,7 war das Blut völlig übersäuert. In all den Jahren als Notarzt hatte ich keinen gesehen, der das überlebt hätte!
Diesen Kampf würden wir wohl verlieren. Noch einmal überlegten wir gemeinsam: Hatten wir irgendetwas übersehen? Nein. Wir konnten nichts mehr tun.
Der Countdown
Zehn Minuten später übernahm ich die letzten Herzkompressionen. Wie immer drücke ich die letzten beiden Minuten selber; ich bin es, der die Entscheidung aufzuhören dann auch umsetzt. Keine zwei Minuten mehr, und wir beenden einmal mehr eine Reanimation ohne Erfolg!
Die letzte Minute … Da schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, ein stilles Gebet: „Er ist der Herr über Leben und Tod.“ Es fühlt sich an wie Aufgeben. Resignation. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, und es trotzdem nicht geschafft. Wenn Jesus nicht ein Machtwort spricht, ist dieses Leben demnächst vorbei.
Noch 30 Sekunden … Was ist das? Als würde sich unter meinen Händen der Brustkorb heben und senken! So, als würde der Patient anfangen zu atmen – nein, völlig unmöglich!
Da schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, ein stilles Gebet: „Er ist der Herr über Leben und Tod.“
Kann das wahr sein?
Ich stoppe die Herzkompression und wir blicken einander an: die Anästhesistin, die Intensivschwester, unsere Krankenschwestern. Wir starren auf den Monitor. Kann das wahr sein? Auf der Liege vor uns liegt der Patient und holt tief Luft, immer wieder. Das Herz schlägt regelmäßig, der Blutdruck steigt.
Vor der Tür warten die Angehörigen. Verzweifelt. Hoffnungslos. Im Schock. Und jetzt das!
Wir verlegten ihn auf die Intensivstation; nach zwei Tagen konnten wir die Beatmungsgeräte entfernen und er kam auf Normalstation. Acht Tage später verließ Daniel freudestrahlend unser Missionshospital Diospi Suyana – als wäre nie etwas gewesen!
Die Band Casting Crown singt in ihrem Lied „This is now“ die Zeilen: „I heard a dead man take a breath. – Ich hörte einen toten Mann atmen.“ Das erlebten wir am 13. Dezember 2023 mitten in den Bergen Perus.