Führung erleben und erklären
Wir sehen es als Teil unserer Berufung, unseren Kindern verständlich zu machen, warum wir unseren Dienst in Südafrika tun; und wie wir uns von Jesus gerade in dieses Umfeld gestellt sehen, das in seiner kulturellen Vielfalt bereichernd ist, uns aber auch vor große Herausforderungen stellt. Dazu gehört natürlich auch, ihnen zu zeigen, wie sie selber durch dieses Umfeld gesegnet werden: Sie erhalten Einblicke in Lebenssituationen, Lebensweisen, Sprachen und Kulturen, die sehr besonders sind. Und dadurch geht Jesus schon jetzt einen eigenen Weg mit ihnen.
Besonders herausfordernd ist es aber, wenn Menschen, die uns nahestehen, uns signalisieren, dass sie Zweifel haben an unserem Weg: Leute in unserem Alter, mit unserer Ausbildung, sollten doch ein besseres, gesichertes Einkommen haben – damit wir unseren Kindern geben können, was sie brauchen. Damit wir uns dies und das leisten können, was ihrer Ansicht nach angemessen wäre. Es braucht viel Fingerspitzengefühl, darauf einzugehen: Einerseits wollen wir wertschätzen, dass man sich um uns sorgt, andererseits aber auch zu verstehen zu geben, dass wir uns von Gott gut versorgt fühlen und fröhlich und dankbar dem nachgehen, wozu wir uns von Gott berufen fühlen.
Nichtsdestotrotz wollen wir im Alltag Gott lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller Kraft und mit unserem ganzen Verstand — und unsere Mitmenschen wie uns selbst.
Grundsätzlich aber steht uns die Frage der „Kosten“ oder „Konsequenzen“ unserer konkreten Nachfolge nicht täglich vor Augen. Vermutlich liegt das zum Teil daran, dass wir Berufung nicht nur als etwas verstehen, das nur manche Menschen für besondere Aufgaben erhalten. Stattdessen sehen wir es als unseren primären Auftrag an, da, wo wir uns gerade befinden, mit den Grenzen und Möglichkeiten, die Gott uns gegeben hat, den Aufgaben nachzukommen, die Er uns im Alltag vor die Füße legt. Natürlich empfinden wir auch eine Art Orientierung und sehen gewisse Bereiche, für die Gott uns befähigt und beauftragt hat. Nichtsdestotrotz wollen wir im Alltag Gott lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller Kraft und mit unserem ganzen Verstand — und unsere Mitmenschen wie uns selbst (nach Lk 10,27, NGÜ). Dieser Alltag spielt sich für uns seit nun über sieben Jahren in Kapstadt ab, und dies hier auszuleben ist wirklich herausfordernd – aber das wäre es woanders, womöglich „zu Hause“ ebenfalls.
Natürlich können wir solche Treue nicht aus uns heraus leben. Wir merken aber, dass Gott uns mit Seiner Treue mit der Zeit geholfen hat, nicht nur immer wieder ein Ja zu finden zu unserem Dienst in Südafrika; nein, er hat uns in dieser Zeit auch mit neuen Perspektiven beschenkt, einem klareren Blick für die Aufgaben, in die er uns hat hineinwachsen lassen. Bei Marcus zum Beispiel zeichnet sich ab, wie er daran mitwirken darf, dass Stück für Stück mehr Verständnis entsteht für südafrikanische christliche Sichtweisen und Glaubensformen. Annethea erlebt es mitunter als schwierig, unter südafrikanischen Studenten ein Bewusstsein zu wecken für unsere Berufung, Gottes Schöpfung zu bewahren. Das wirft spannende Fragen zur kulturellen Prägung unserer Theologie auf.
In alledem empfinden wir uns dankbar als Lernende, als Beschenkte, und beten zugleich, dass Gott durch Sein Wirken — auch in unserem Dienst — an Sein Ziel kommt.