Ein schmerzhafter Verlust

„Ich möchte euch mitteilen, dass Thandi heute Morgen gestorben ist.“ Dieser Anruf ließ uns fassungslos zurück. Über zwei Jahre lang war Thandi unsere Sprachpatin gewesen, hatte uns Einblicke gegeben in ihre Kultur und Denkweise, hatte die Freude über die Geburt unseres zweiten Kindes mit uns geteilt und mit uns gebangt und gebetet, als wir um unsere Visa fürchteten oder wenn eine schwere Krankheit in der Familie aufgetreten war. Auf einmal war dies vorbei: Mit Mitte 30 war Thandi aus dem Leben geschieden, wohl wegen eines fehlerhaft durchgeführten Kaiserschnitts, der zu einer schweren Entzündung geführt hatte.

Gemeinsam trauern

Zwei Wochen danach konnte Marcus Thandis Familie im Township besuchen. Man aß gemeinsam, erinnerte sich an Thandi und sprach über den Schmerz, durch einen vermeidbaren Fehler einen lieben Menschen verloren zu haben. Es tat offenbar allen gut, nochmals zusammenzukommen. Nicht nur, dass Marcus überhaupt ins Township gekommen war, wohin sich Weiße nur selten verirren, hatte etwas Tröstliches, sondern auch die Tatsache, dass das Gespräch zum Teil in der Xhosa Sprache stattfinden konnte. Es führte der Familie vor Augen, dass es ihre Tochter, Schwester, Mutter gewesen war, die es Marcus ermöglicht hatte, auf für sie übliche Weise mit ihnen zu sprechen.

Was hängenbleibt

Wir sind froh, dass wir Thandi im Krankenhaus noch besuchen und mit ihr sprechen konnten. Und wir freuen uns, dass ihr Sohn die schwierige Geburt überlebt hat und jetzt von der Familie versorgt wird. Als Mitglied einer afrikanischen Kirche, die von manchen als synkretistisch bezeichnet wird, war uns Thandis Art zu glauben zugleich nah und doch fremd. Hängen bleibt bei uns ihr Vertrauen auf Gott, bei dem sie in ihren vielen widrigen Lebensumständen ihre Zuflucht gesucht hat, wie auch ihre Liebe zu Menschen, die wir selbst haben erfahren dürfen.

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