Digitale Immigranten

Kennen Sie die Beziehung zwischen einem Bleistift und einer Kassette? Wenn ja, dann gehören Sie – wie ich auch – zu den digitalen Immigranten. Viele unserer Studierenden sind aber „digital Natives“ (digitale Eingeborene). Sie sind den Umgang mit digitalen Medien von Kindesbeinen an gewöhnt.

Und dann kam der Lockdown

Wie viele Immigranten habe ich mich der neuen Welt angepasst: Seit Jahren verbringe ich oft mehrere Stunden am Tag damit, E-Mails zu schreiben, oder ich suche Informationen im Internet. Und doch – um im Bild zu bleiben – spreche ich die neue Sprache mit einem gewissen Akzent. Und dann kam der März. Wie alle Bildungseinrichtungen musste unsere Bibelschule schließen und innerhalb einer Woche den gesamten Unterricht ins Internet verlegen. Die Lernkurve war für alle sehr steil. Ob die Anpassung gelang, hing nicht nur von der Vertrautheit mit Computer und Smartphone ab. Motivation und psychische Belastbarkeit spielten eine ebenso wichtige Rolle. So hatten einige unserer Studierenden, obwohl sie „digital Natives“ sind, wirklich Mühe, die Selbstdisziplin aufzubringen, alleine vor dem Computer zu lernen. Eine 85-jährige (!) Frau jedoch wählte sich jeden Sonntag über ihr Telefon in den Zoom-Gottesdienst meiner Gemeinde ein und ermutigte uns alle, im Gottvertrauen standhaft zu bleiben.

Was bleibt?

Als wir im September wieder mit Präsenzunterricht beginnen konnten, waren viele sehr, sehr dankbar. Gerade unsere jungen Leute, obwohl oder weil sie „digital Natives“ sind, scheinen die Möglichkeiten eines realen Zusammenlebens in der Schulgemeinschaft besonders zu genießen. Und doch wünsche ich mir, dass wir einiges mitnehmen aus der Erfahrung des letzten Frühjahrs. Der Vorteil von Immigranten ist ja gerade oft, dass sie Gutes aus beiden Kulturen miteinander kombinieren können. So halte ich bis Dezember meinen Abendkurs zum Thema Apologetik (Verteidigung des Glaubens gegen Einwände) übers Internet, wodurch Christen aus ganz Frankreich teilnehmen können. Noch nie habe ich in diesem Fach eine so interessierte und interessante Gruppe von Teilnehmern gehabt.

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Gedankenimpuls
Es gibt Bücher, deren Titel ich erinnere, obwohl ich sie nie gelesen habe. Dazu gehört: Thank God, It’s Monday – Gott sei Dank, es ist Montag. Wie bitte? Soll ich Gott dafür danken, dass das Wochenende vorbei ist und der Alltag mit seinen Verpflichtungen wieder beginnt?
Gedankenimpuls
Eine langjährige Sonntagsschulmitarbeiterin in meiner Gemeinde stand kurz vor den Abschlussprüfungen ihres berufsbegleitenden Masterstudiums. Da habe ich angeboten, sie für ein paar Wochen zu vertreten. Auf dem Programm stand ein Überblick über wichtige Ereignisse und Personen des Alten Testaments. Da ich einmal im Monat in meiner Gemeinde predige, habe ich die Idee auch für die Erwachsenen übernommen. Nach der Vorstellung der fünf Bücher Mose (verteilt auf insgesamt neun Predigten) hat mich nun unser Pastor gebeten, mit den Geschichtsbüchern fortzufahren, so dass ich gerade Predigten über Josua und die Richter vorbereite.
Aus dem Archiv der VDM (03/22)
… lässt Gott sich gar nichts nehmen – es muss erbeten sein.“ So dichtete es Paul Gerhardt in dem wohl berühmtesten Trostlied aller Zeiten „Befiehl du deine Wege“.