„Der Zug war abgefahren“

Als Tierärztin und Arzt schwebte uns seit dem Studium ein Einsatz in einem Entwicklungsland vor, geprägt u. a. durch Solveigs fünfjährigen Aufenthalt in Äthiopien, wo ihr Vater Missionsarzt war, und Friedemanns Famulaturen auf den Philippinen, u. a. bei den „German Doctors“ mit seinem Vater. Im Laufe der Jahre haben wir oft über diese Pläne geredet, aber immer gute Gründe gefunden, sie nicht in die Tat umzusetzen: Berufserfahrung sammeln, Facharzt/Qualifikationen erwerben, dann die Kinder und schließlich den Erwerb einer Immobilie mit der langjährigen Abhängigkeit von einem geregelten Einkommen. Darüber hinaus fühlten wir uns nach Jahren häufiger Umzüge „angekommen“ in unserem Dorf und unserer Gemeinde. Der Job als Oberarzt erfüllend und gut bezahlt, alle drei Kinder schulpflichtig und mit Freundeskreisen, Solveig am Planen, ihre geringfügige Beschäftigung wieder auszubauen … Der „Zug“ für unsere anderen Pläne war eindeutig abgefahren. Im Sommer ’19 las Friedemann dann das erste Buch von Dr. Klaus John, der mit seiner Frau Martina rein spendenfinanziert in den Anden Perus ein Hospital für die arme Quechua-Bevölkerung gebaut hatte; Jahre hatte das Buch unbeachtet im Bücherregal verbracht.
Das Interesse war wieder geweckt, die Tatsache, dass es vor Ort eine Schule gibt, tat ein Übriges und am 15.10.2019 saßen wir in einem Vortrag von Dr. John. Ein anschließendes kurzes Gespräch mündete in den Aussagen „Wir suchen ab Sommer dringend einen Unfallchirurgen“ und „Kommen Sie doch mal vorbei und schauen Sie es sich an“. Der Vorschlag erzeugte eher ungläubiges Schmunzeln, aber die Gedanken standen plötzlich kopf, auch wegen der Losung des nächsten Tages: „Haltet mich nicht auf, denn der HERR hat Gnade zu meiner Reise gegeben“ (1. Mose 24,56). 18 Tage später saßen wir in einem Flugzeug Richtung Peru und nach und nach gingen uns in den folgenden Wochen und Monaten die Gründe aus, „es“ nicht zu wagen …
So ist nun unsere Ausreise für Ende des Jahres geplant. Friedemann wird als einziger Unfallchirurg und Orthopäde am Hospital „Diospi Suyana“ arbeiten.