Andere Verstehen –
Gerade befinde ich mich im Endspurt meines Masterstudiums „Interkulturelle Führung“, das mich und meine Rolle in der länderübergreifenden Arbeit von Ambassadors Football sehr prägt. Dadurch sind für mich unter anderen die folgenden Worte aus dem „Friedensgebet“, das Franz von Assisi zugeschrieben wird, zu einem kontinuierlichen Gebet geworden:
Herr, lass mich trachten (...) nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe.
Rahel Hagemeier
Missverstanden
Seit meinem ersten Einleben in eine fremde Kultur (2013 in Südafrika) fühle ich mich häufiger in unterschiedlicher Intensität unverstanden und fremd. Besonders während meiner Deutschlandaufenthalte dachte ich oft: „Keiner versteht mich!“ Meine Arbeit lässt sich grundsätzlich schwer erklären. Mein Leben ist von vielen Veränderungen und Umzügen geprägt. Dass ich gerne Single bin, ist für viele Christen wenig nachvollziehbar.
In der Hoffnung, dass andere mich richtig verstehen und sich in meine Lage versetzen können, versuche ich mich zu erklären. Noch lieber wäre es mir, einfach „sein“ zu können, ohne mich erklären zu müssen. Verstanden und angenommen zu sein, wünschen sich viele. Bei mir führt dieser Wunsch dazu, dass ich verstärkt von mir her denke und über mich rede, statt mich auf den anderen einzulassen.
Vollkommen verstanden
Inzwischen habe ich erkannt, dass es unrealistisch ist zu erwarten, dass andere Menschen mich voll verstehen. Natürlich ist das Verstehen für andere, die mich nur stückweise erleben oder deren Erfahrungswelt eine andere ist, noch begrenzter als mein eigenes Selbstverständnis. Je mehr ich begreife, dass ich von Gott vollkommen verstanden bin sowie Seine vollkommene Aufmerksamkeit und Liebe genieße, desto leichter fällt es mir, meine Aufmerksamkeit auf mein Gegenüber zu richten.
Das, was Gott mir in Vollkommenheit gibt – diesen Raum, in dem man nicht Fremder bleibt, sondern ankommen, sein und sich entfalten kann –, möchte ich zunehmend für andere schaffen, privat und im Dienst an Leitern aus unterschiedlichen Kulturen und Hintergründen. Ich möchte lernen, immer besser zuzuhören, mich hineinzuversetzen, verstehen zu lernen und dementsprechend guten Rat zu geben. Danke fürs Mitbeten dafür!
